Von Hamburg nach Bonn Nicola Bramkamp wird neue Direktorin des Bonner Schaupiels

Bonn · Die Hamburger Dramaturgin übernimmt die Aufgaben ab der Saison 2013/14. Der weiße Rauch ist aufgestiegen, das Rätselraten hat ein Ende.

 Nicola Bramkamp verspricht intelligentes und sinnliches Theater.

Nicola Bramkamp verspricht intelligentes und sinnliches Theater.

Nicola Bramkamp, derzeit Dramaturgin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, wird ab der Spielzeit 2013/14 als Direktorin über das Schauspiel in Bonn herrschen.

Vor gut drei Wochen war die 34-Jährige bereits Hauptfigur einer von Gerüchten genährten kulturpolitischen Diskussion in Bonn. Hinweisen aus dem Theater zufolge galt sie als Favoritin des designierten Generalintendanten Bernhard Helmich.

Der zog es Ende August vor, die Personalie nicht zu kommentieren, und legte Wert auf ein geordnetes Verfahren. Im September, versprach er, wolle er seinen Kandidaten der Politik vorstellen, dann erst würde der Name verkündet.

Es ist alles nach Bernhard Helmichs Plan gelaufen. Am Montag lernten die Bonner Ratspolitiker die neue Schauspielchefin kennen. Sie wurde 1978 in Osnabrück geboren, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und BWL in Berlin und Bochum und arbeitete als Gastdramaturgin an den Wuppertaler Bühnen sowie als Regieassistentin am Hessischen Staatstheater Wiesbaden.

Seit 2005/06 ist sie Dramaturgin am Deutschen Schauspielhaus. "Hamburg ist großartig", sagte Bramkamp am Montag dem General-Anzeiger. Aber: "Die Aufgabe jetzt versüßt den Abschied."

Bonn empfindet sie als spannende Herausforderung. Die Geschichte der Stadt verknüpft sich mit der Biografie Bramkamps. 1997 absolvierte sie - damals noch als Jurastudentin - ein Verwaltungspraktikum in Bonn. Allerdings fand sie das "Juristendasein zu langweilig" und begab sich als Studentin in Berlin auf einen anderen Pfad.

Das Rheinland und dessen etablierte (und freie) Theaterszene kennt Nicola Bramkamp gut. Von 2002 bis 2004 wohnte sie in Köln und war Projektleiterin des Theaterfestivals Impulse, veranstaltet vom Kultursekretariat NRW.

Dessen legendärem Geschäftsführer Dietmar N. Schmidt arbeitete sie als Assistentin zu. Von 2004 bis 2005 wirkte Bramkamp als Dramaturgin und Mitglied des künstlerischen Leitungsteams am Theaterhaus Jena. Am Deutschen Schauspielhaus arbeitete sie unter anderem mit den Regisseuren Sebastian Nübling, Roger Vontobel, Franz Wittenbrink, Alice Buddeberg, Markus Heinzelmann, Klaus Schumacher und Jorinde Dröse zusammen

Jorine Dröse und Alice Buddeberg wird die neue Schauspielchefin als Hausregisseure nach Bonn mitbringen. Von Dröse verspricht sie sich "kluge und humorvolle Inszenierungen", an Buddeberg schätzt sie den "politisch scharfen Blick" und die sinnliche Handschrift.

Dem von Bramkamp rekrutierten "Traumteam" im neuen Theater Bonn wird auch das Regie-Duo Mirja Biel und Jörg Zboralski angehören. Sie war Theatermalerin, er Meisterschüler von Gerhard Richter. Biel und Zboralski sollen zuständig sein für "angewandtes Poptheater", es werde glamourös und bildgewaltig sein, sagte Nicola Bramkamp.

Die Hausregisseure und ihre Chefin werden bis Mitte Oktober das neue Ensemble zusammenstellen. Nicola Bramkamp betonte am Montag die "Lust auf das Neue" und versprach viele neue Gesichter. Ihr Theater werde in die Stadt hineinwirken ("Stadttheater macht man für die Stadt") und deren internationales, weltläufiges, aber auch lokalspezifisches Profil spiegeln.

Der Wandel werde ein Thema der künstlerischen Arbeit sein. In Zeiten knapper Kassen müsse man auch kreativ mit Geld und Formen umgehen, so wird es Kooperationen und Koproduktionen geben. Eine Vision wird Bramkamp auch nach Bonn mitbringen: den Traum von der Wiedergeburt eines internationalen Festivals.

Die Bühne müsse "Stadtgespräch" werden, alle Menschen einladen und sich "nicht elitär gebärden", sagte sie am Montag. Das klingt sympathisch, ebenso wie die Aussicht auf gesellschaftlich relevantes, aber immer auch sinnliches Theater.

Bramkamp spricht gern von Sinnlichkeit, was ihr nicht gefällt, sind spröde, bevormundende Regiearbeiten. Schauspielhäuser versteht sie als "Entschleunigungsoasen", als Kontrast zum zunehmend fremdbestimmten, kommunikationstechnologisch hochgerüsteten Alltag.

Regie führt die neue Chefin nicht. "Die künstlerische Handschrift liegt im Ensemble", beschreibt sie die Rollenverteilung. Ihr Theater Bonn werde ein "Gruppenkunstwerk" sein.

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