"Regierungspräsident plant an Kartellrecht vorbei"

REGION · Das Tauziehen um die Kiesförderung am Sonnenhof bei Rösberg treibt immer neue Blüten: Laut der Gesellschaft Rheinische Baustoffwerke (RBS) habe Regierungspräsident Hans Peter Lindlar versucht, die Auskiesung der Flächen am Sonnenhof bei Rösberg mit Vorschlägen zu verwirklichen, "die jenseits des gesetzlich Möglichen liegen.

Damit stellt er sich gegen Beschlüsse des Regionalrats, in dem sich die Vertreter der Regionen einhellig gegen einen Abbau an dieser Stelle ausgesprochen hatten", so die RBS. Lindlar hat nach den Informationen der RBS am 26. Februar die drei bisherigen Produzenten von hochreinem weißen Quarzkies und Euroquarz zu einem Gespräch eingeladen. Dabei legte er ihnen ein Modell nahe, das den alleinigen Eintrag der Lagerstätte Sonnenhof im Gebietsentwicklungsplan vorsah: Demnach sollten sich die vier Unternehmen Rheinische Baustoffwerke, Euroquarz, Kieswerk Rheinbach und Quarzwerke Witterschlick gemeinsam auf Gewinnung und Verkauf des Materials aus der geplanten Grube sowie auf die Nutzung der vorhandenen Kieswäsche Weilerswist einigen.

Die RBS, die diese Anlage seit 40 Jahren in Weilerswist betreibt, berichtet nun von der Antwort des Wirtschaftsverbands der Baustoffindustrie NRW: Im Namen der vier Unternehmen habe der Verband darauf hingewiesen, "dass ein gemeinsamer Betrieb der Lagerstätte Sonnenhof aus kartellrechtlichen Gründen unmöglich" sei.

Auch könne "die Marktnachfrage nach hochreinem weißen Quarzkies aus der Lagerstätte Sonnenhof allein bei weitem nicht gedeckt" werden - dies aber ist die Voraussetzung für die Einrichtung einer Konzentrationszone, die wiederum Abbauvorhaben an anderer Stelle verhindern soll.

Nach eigenen Lagerstättenuntersuchungen der RBS mit einem umfangreichen Untersuchungsbohrprogramm reicht der Vorrat der Lagerstätte am Sonnehof an hochreinem weißem Quarzkies für nicht einmal zehn Jahre.

Ausdrücklich widerspricht die RBS der Darstellung von Euroquarz, dass der Kies vom Sonnenhof in Weilerswist verarbeitet werden könnte. Die RBS macht darum einen Gegenvorschlag zu Lindlars Initiative: Wenn das Unternehmen in rund 50 Jahren die eigene Ausbeutung der Grube Weilerswist beendet, könnte sie das Quarzkieswerk für einen eventuell nachfolgenden Abbau des Sonnenhofes zur Verfügung stellen - das Einverständnis des Regionalrates und der Gemeinde Weilerswist vorausgesetzt. Es gab sogar schon einmal einen entsprechenden Vertrag im Jahr 2004. Darin verpflichtete sich Euroquarz, keinen eigenen Antrag auf Abgrabung der Lagerstätte Sonnenhof zu stellen, sondern zunächst die RBS die Lagerstätte Weilerswist-Nord als Erweiterung des bestehenden Tagebaus Weilerswist auskiesen zu lassen.

Die Reichweite dieser Lagerstätte liege nach heutigen Marktanalysen bei rund 50 Jahren. Erst danach sollte Euroquarz die Auskiesung der Lagerstätte Sonnenhof beantragen und die Quarzkieswäsche Weilerswist nutzen dürfen. Diesen Vertrag hatte Euroquarz im Mai 2007 aber gekündigt, um sich nicht erst 2054, sondern jetzt schon um den Sonnenhof zu bemühen. bb

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