Zum Jubiläum der Pfarrkirche Ein Chor auf Zeit

EUDENBACH · Sie hatte noch nie in einem Chor gesungen. Und nun probierte Maria Meis das mit dem Singen in der Gemeinschaft einfach mal aus - und geriet ins Staunen. "Ich wundere mich, was der Herr Höller aus uns herausholt. Der macht das toll."

 Der Blick geht nach vorn: Der Projektchor konzentriert sich bei der Generalprobe.

Der Blick geht nach vorn: Der Projektchor konzentriert sich bei der Generalprobe.

Foto: Frank Homann

Die 74-Jährige schloss sich während der Fastenzeit dem Projektchor an. "Ich bin eifrige Kirchgängerin." Da war es selbstverständlich für die Eudenbacherin, das Gesangs-Abenteuer zu wagen. Denn vor 100 Jahren wurde die Kirche Sankt Mariä Himmelfahrt ihres Heimatortes geweiht. Am Ostersonntag wird das Jubiläumsjahr mit einem feierlichen Hochamt eröffnet, bei dem dieser "Chor auf Zeit" die Irische Messe "Die Saat geht auf" aufführt.

42 Frauen, Männer und Jugendliche bereiteten sich auf dieses Ereignis vor. Und so langsam beginnt das Herzklopfen. Da tut es gut, dass Peter Höller bei der Generalprobe praktische Tipps erteilt. Für das Lied "Heilig" kennt er sogar eine Eselsbrücke. "Bereits bei dem Wort ,öffnen? wird die Seite umgeblättert", rät er.

So fällt der Blick rechtzeitig auf die neue Seite. Ein Texthänger wird so umschifft. "Den Restsatz von der vorhergehenden Seite, den können Sie auswendig, der kommt von allein." Und wenn bei einem nicht, auch kein Problem. Das hier ist doch nicht der Opernchor.

"Jeder sollte mich sehen können", sagt der Chorleiter und schaut noch einmal über die Reihen der Sänger, die sich rechts neben dem Altarraum aufgebaut haben. "Ehre sei Gott", stimmt der Kirchenmusiker an. "Einfach fröhlich sein", nimmt Höller seinen Eleven die Aufregung. Es klappt. "Wir haben ein einziges Problem, wir sind ein bisschen zu langsam."

Beim zweiten Mal nehmen die Sänger die Bremse von den Stimmbändern. "Schön, super." Der Chorleiter lobt. Immer wieder. Auch beim "Kyrie eleison" hat er nichts auszusetzen. Dabei sind doch alle Laien.

Aber der irische Priester Liam Lawton verband mit der Vertonung seiner Messe ja auch den Wunsch, seine Landsleute stärker zum Singen zu bringen. Nun ist ihm das quasi auch in Eudenbach gelungen. Mit Leidenschaft sind alle dabei. Und sichtlicher Freude. Höller reißt sie mit.

Theresa Löbach und Lorena Kurenbach begleiten die Sänger auf der Flöte. Die beiden 15-Jährigen musizieren sonst bei der Feuerwehr. "Das hier macht auch Spaß", sagt Theresa, die, sobald sie ihr Instrument von den Lippen nimmt, noch in den Gesang einstimmt.

"Mich hat mein Vater gefragt, ob ich nicht mitmachen möchte", erzählt Lorena. Theresa ist quasi "in dritter Generation" vertreten. Ihre Mutter, Küsterin Anke Löbach, und ihr Tenor-Opa Richard Löbach sind auch im Projektchor dabei. "Das ist bei uns zu Hause Gesprächsstoff. Eine schöne Erfahrung", sagt Anke Löbach.

Wolfgang Kwoczalla und Theo Hombeuel singen normalerweise im Männerchor Quirrenbach. "Das hier ist etwas ganz anderes", meint Theo Hombeuel mit 58 Jahren Chorerfahrung. Das sieht bei Gisela Klaebe völlig anders aus. "Das sind die ersten Chorproben meines Lebens." Ein Engagement auf Dauer wäre ihr aber zu viel. "Ich bin im Forum Ehrenamt sehr aktiv." Aber so ein zeitlich begrenztes Projekt wie jetzt, das gefällt ihr.

Die Idee hatte der Festausschuss um Josef Göbel entwickelt. Selbst aus Nachbarorten kommt Verstärkung. Die Eudenbacherin Hannelore Heinrich dagegen ist Mitglied des Thomasberger Kirchenchores. "Wegen des Jubiläums mache ich aber hier gern mit."

Peter Höller ist von seinen Eleven begeistert. "Die Leute haben mitgezogen. Sie haben Spaß. So ein Projektchor ist auch eine Chance, den Chorgesang am Leben zu erhalten. Denn viele können oder wollen sich nicht mehr regelmäßig an einen Chor binden." Aber keine Frage: Am Sonntag sind alle Sänger mit vollem Einsatz dabei.

Das Osterhochamt in der Eudenbacher Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt, Eudenbacher Straße 109, findet am Sonntag, 8. April, ab 9.30 Uhr statt.

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